
Gut ausgeschlafen in Åns-Sira - es schläfst sich in der Natur im Wohnmobil entspannter als zu Hause, gut gefrühstückt, - natürlich, was der Kühlschrank und Gasherd anbieten kann, entsorgt und versorgt, fahren wir weiter.
Torsten spricht davon, dass das „graue Wasser“ entsorgt werden muss. Er findet einen kostenlosen Stellplatz in Bryne. Das Gute ist, dass diese Stadt direkt auf der 44 Route liegt und somit keinen Umweg für uns bedeutet. Wir fahren weiter, ich sitze jetzt die ganze Zeit vorne gegen meiner Gewohnheit. Normalerweise setze ich mich im Wohnraum auf die Eckbank und sticke während der Fahrt. Seit wir in Norwegen unterwegs sind, habe ich keinen einzigen Kreuz mehr gestickt. Denn die Landschaftsbilder wechseln sich permanent ein nach dem anderen, sodass an Sticken nicht mehr zu denken ist. Ich will alles sehen: Berge, Seen, Fjorde, Wälder, Felder und Menschen. Es ist ein Genuss, diese Schönheit der Natur live sehen zu dürfen. Ein Naturfilm, der nicht enden will.

Manchmal machen wir Stopp

Manchmal machen wir Pause und gehen raus, um die Natur pur zu genießen. Machen immer wieder Fotos oder kurze Videos. Steigen wieder ins Auto und fahren weiter. Wenn der Weg steil gen Himmel führt, tauchen wir ein in die Wolken, dann geht es wieder bergab und sehen wir wieder ganz klar die glitzernde Oberflächen der Seen, die Seen mit Süßwasser oder mit Salzwasser in Fjorden.
Wir kehren auf dem Weg zu einem Aussichtspunkt Jøssingfjord ein.
„“Jøssing" - ist eine Ehrenbezeichnung“, steht auf einer Tafel. Der Name "Jøssing" ist für immer stehengeblieben als die Urbezeichnung für Norweger, die Widerstandswillen gegen die deutsche Okkupationsmacht zeigten. Doch zuerst würde der Ausdruck abfällig von der norwegischen Nationalsozialistischen Partei Nasjonal Samling verwendet, mit Hinweis auf Norwegens behauptete Passivität während des Enterns der "Altmark" im Jøssingfjord.
Wir lesen noch weitere Informationen über Drama in Jøsdingfjord, bevor wir zum Aussichtspunkt gehen.
Das Altmark - Drama im Jessingfjord
Etwa zwei Monate bevor Norwegen von der deutschen Wehrmacht besetzt wurde, war Jøssingfjord Schauplatz der ersten Kriegshandlungen in Norwegen während des zweiten Weltkrieges.
Spät am Abend, am 16. Februar 1940, wurde das deutsche Versorgungsschiff "Altmark" von Marinesoldaten des britischen Zerstörers "Cossack" im Jøssingfjord geentert.
An Bord der "Altmark" befanden sich 299 gefangene ~ britische Seeleute. Alle wurden während dieses
dramatischen Angriffs befreit. Sieben Deutsche kamen bei der Aktion um Leben.
Die «Altmark» hatte als Versorgungsschiff des Panzerkreuzers "Admiral Graf Spee" im Südatlantik fungiert. Im Herbst 1939 war der Panzerkreuzer eine ständige Drohung gegen die britische Handelsflotte. Überlebende Seeleute von versenkten britischen Handelsschiffen waren an Bord der "Altmark" unterwegs zur Gefangenschaft in Deutschland. Als gewöhnliches Handelsschiff getarnt, kam die "Altmark" am 14. Februar beim Halten-Leuchtturm, nördlich des Trondheimsfjords, in norwegisches Fahrwasser.Trotz britischer Proteste wurden die Gefangenen von norwegischen Behörden nicht entdeckt. Sie lotsten und eskortierten das Schiff südwärts entlang der Küste.
Zwei Tage später traf die "Altmark" ausserhalb Egersunds auf britische Kriegsmarine. Die Briten versuchten das deutsche Schiff, das nun im Jøssingfjord Schutz suchte, unter ihre Kontrolle zu bringen. Der folgende Angriff war eine Verletzung und ein klarer Bruch norwegischer Souveränität.
Die Deutschen hatten die norwegischen Behörden dennoch hinters Licht geführt, indem sie den Gefangenentransport leugneten. Zusätzlich übertraten sie auch die Telegraphiebestimmungen des Kriegshafens in Bergen.
Der britische Marineminister, Sir Winston Churchill, gab seinen persönlichen Befehl, die Aktion gegen die "Altmark" durchzuführen.
Die Sache erweckte umfangreiche Aufmerksamkeit und bekam grosse Schlagzeilen in norwegischer und internationaler Presse. Es wurde später festgestellt, dass die norwegischen Behörden, während des zwei Tage langen Aufenthalts der "Altmark" in norwegischem Fahrwasser vor ihrem Entern, im Grossen und Ganzen völkerrechtlich korrekt auftraten.
Dass Norwegen keinen Widerstand gegen die Briten leistete, wurde indessen von Deutschland stark kritisiert. Es wird vermutet, dass das Geschehen Deutschlands Interessen für Skandinavien erhöhte. Die Deutschen konnten nun damit argumentieren, dass Norwegen außerstande war seine Neutralität zu verteidigen.

Altes Bild auf Jøssingfjord mit der Hauptakteuren der Drama ALTMARK

Und wieder Tote
Die sieben gefallenen Deutschen wurden auf Eikedal Friedhof beerdigt. Später wurden die vorläufigen Holzkreuze. mit mehr zuverlässigen Kreuzen ersetzt, aber während der Kriegsjahre wurden die Gräber geöffnet, und die Leichen nach Oslo überführt.

Jøssingfjord heute
Wir machen ein paar Fotos und starten zur weiteren Fahrt. Aber heute sind wir auf einer Strecke, die ganz anders ist, wie sonst, man kann sie als das Flachland bezeichnen. Umgeben von Ackern und Felder, die als Weidewiesen oder als künftige Agrarfelder dienen sollten. Man sieht, wie viel Arbeit drin steckt, ein Feld, gefüllt voll mit Steinen, zu einem Ackerfeld zu verwandeln. Es sind die Bagger am Werk. Das erinnert uns an die Felder in der Schweiz, die auch genug Steine in sich verbergen. Nur hier sind nicht die Steine, sondern die Felsbrocken. Ich denke an den Fleiß der Bauern, ganz gleich, wo sie wohnen. Sie verdienen unseren Respekt mehr denn je. Sie versorgen uns mit der lebenserhaltenden Nahrung. Ich glaube, dass vielen Menschen ist es nicht bewusst, was sie für uns leisten. So philosophisch schaue ich an vorbei rauschende Farmen und Gemüsefelder unter der Folie.

Landwirtschaft, wohin man auch schaut
Wir fahren auf den Parkplatz abobil.no in Bryne. Hier erfahren wir, dass BOBIL aus dem Norwegischen WOHNMOBIL bedeutet. Wieder was gelernt.
Torsten will bezahlen, aber es ist alles kostenlos: Wasser, Strom, Stellplatz, Entsorgung. Die Mitarbeiterin erklärt ihm, dass es eine Geschäftsmodell von Abobil ist, denn sie wollen genauso woanders behandelt werden, wenn sie mit Wohnmobil unterwegs sind. So kulant, haben wir noch keinen gesehen. Torsten will etwas spenden, aber auch das ist nicht möglich. Später ist mit aufgefallen, wir können unsere Schocki aus der Schweiz verschenken. Aber der 1. Mai ist ein gesetzlicher Feiertag in Norwegen und alles ist zu.

Parken mitten in der Stadt
Torsten hat noch geschafft zur „Apoteke“, wie es in norwegisch Apotheke heisst, um eine Bandage, Salbe und Schmerztabletten für seine demoliertes Knie zu besorgen. Ich gehe in „REMA 1000“ rein, Preise kann man mit Preisen von REWE in Deutschland vergleichen. Gut bestückt, nur alles in norwegischer Sprache. Der Einkauf dauert jetzt viel länger. Was ist das, ist das, was ich will, stimmt der Preis-Leistungs-Verhältnis, noch schnell in Euro umrechnen, überlegen, ob man es wirklich braucht. Was man zuhause im Nu erledigt ist, ist hier ein schwerer Akt: man muss abwiegen alles Ja gegen alles, was für Nein steht, und das dauert.
Torstens Knie muss kuriert werden, wir gehen nirgendwo mehr raus. Ich koche, wir essen. Reste in den Kühlschrank, morgen reicht es uns für alle Male noch. Der Hund isst mit, meckert nicht rum wegen dem Essen, der Napf ist leer. Ich setze mich, um noch in mein Tagebuch meine Notizen einzutragen. Dann ist es schon die Zeit zum Schlafengehen.
Wir stehen alleine auf dem Parkplatz von Abobil. Alle andere Wohnmobile, die uns umgeben, sind leer. Es handelt sich entweder um gemieteten Parkplätze, denn sie sind an Strom angeschlossen oder an die Mietfahrzeuge oder Fahrzeuge, die in die Werkstatt zur Kontrolle anstehen.
Es wird langsam ruhig, wir stehen mitten in einem Industriegebiet und in der Nähe vom Supermarkt. Morgen ist der Feiertag in Norwegen. Die Einzige, die unser Schlaf stören könnten, warnt die Mitarbeiterin von Abobil, sind die Möven. Und es stimmt. Sie sind laut und frech, fliegen über unsere Köpfe und wir wundern uns, warum sie so viele hier auf dem Land sind, wenn das Meer so nah ist. Der Tag neigt zu Ende und die Möven wollen auch ihre Nachtruhe. Wir schlafen alle ein…
30.04 2025, Bryne, Norwegen

Alle sind müde…
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