Kapitel 30, den 26.05.2025, Pottwale in Sicht

Der Blas vom Pottwal


Heute am frühen Morgen gegen 6.30 Uhr müssen wir aufstehen. Nach einem Monat Freizeit, ist es nicht einfach so früh aufzustehen. Ich bin müde, weil ich aufgrund der Aufregung vor der bevorstehenden Walsafari und den hellen Nächten erst um ca. 3 Uhr nachts eingeschlafen bin. Ohne Kaffee am Morgen geht bei mir gar nichts. Sogar Schilka bekommt das zu spüren. Sie kriegt kein Leckerli morgens früh: Brot mit grober Leberwurst drauf. „Mama“ ist gereizt. Nach der ersten Tasse Kaffee entspannt sich die Lage sichtlich, die Müdigkeit jedoch sitzt noch tief.  In der Ferne sehe zwei Kutter kommen und werde wach: Bestimmt fahren wir heute mit einem von den beiden.

Dann geht es los: das Wohnmobil zum Abfahren vorbereiten wie im Cockpit eines Flugzeuges: Kühlschrank - zu; Schränke - zu; Tür von der Duschkabine befestigt, WC - zu; die Tür zu WC - gesichert; Schubladen - zu; Fenster und Luken - zu; Geschirr aufgeräumt - nichts darf irgendwo einfach liegen, sonst erlebt man „fliegende Untertassen“ die sog. UFO’s. Stromkabel eingerollt, WC - Kassette entleert, frisches Wasser vorhanden, graues Wasser entsorgt.

Als das Ganze erledigt ist, müssen wir uns warm anziehen. Wir packen uns in warme  Klamotten ein, die wir uns hier in Norwegen besorgt haben: warme Mützen, Nackenwärmer, Jacken, Boots. Wir kommen fast 1 1/2 Stunde früher an mit der Absicht vorher, das Walmuseum zu besuchen.

Es gibt viele Infos, alles anzuschauen und durchzulesen schaffen wir nicht, wir schauen daher alles an, ohne  länger dort zu verweilen. Es gibt auch noch einen Skelettraum. Dort wird es schon für uns interessanter: man sieht, wie groß die Pottwale sind, obwohl dort ein Skelett von einem „kleinen“  Exemplar aufgebaut ist. Dann sind noch die Skelette von anderen Walen bzw. Delfinen. Aber wir beeilen uns zurück zur Gruppe zu kommen, weil wir noch instruiert werden müssen (Sicherheit geht vor).

Pottwal


Alle diese Wale und Delphine sind in Andenes zu beobachten - pure Freude für Meeresbiologen 


Natürlich wird alles auf Englisch gesprochen, jedoch einer aus der Crew kann Französisch und  übersetzt für die französischen Gästen. Ich verstehe nur Fetzen von allem und sage mir: Schluss damit,  jetzt wird Englisch gepaukt, spätestens nach der Rückkehr. Ich möchte einen Englischkurs machen. Ich hatte mal einen für Anfänger - die Kenntnisse davon sind aber da stehen geblieben. Ich möchte auch mit Menschen sprechen können. Das erörtere ich Torsten später, als wir nach der Walsafari mit der Fähre nach Senja unterwegs sind. Er befürwortet meine Pläne.

M/S Reine pflügt seit 1949 die See - beachtliches Alter, 76 Jahre… aber der Kapitän hat alles unter Kontrolle 


Endlich sind wir auf dem Kutter, die Safari beginnt! Der Wellengang ist für uns „Landratten“ ziemlich ungewöhnlich. Der Kutter schaukelt vor und zurück, rechts und links. Uns wurde erklärt, dass man drei Punkte zum Festhalten braucht, um auf dem Kutter  sicher voranzukommen, es sind beide Beine und mindestens eine Hand. Ich versuche mich mit dem Knie des linken Beines fest gegen die Seitenwand zu drücken und mit dem rechten Fuß festen Halt am Boden zu finden. Es gelingt mir mehr oder weniger gut beide Hände frei zu haben, um Fotos bzw. Videos zu machen. Trotzdem merkt man bei der einen oder anderen tiefer Welle, dass man den dritten Haltepunkt bitter nötig hat. Später beim Filmen ist es ganz eindeutig zu sehen. Das Handy wackelt und das Objektiv verfehlt das Ziel. Ich muss dann wieder lange suchen, wo der Wal ist. 

So macht man es richtig: 3 Haltepunkte in Perfektion


Als erstes, was wir zu sehen bekommen: sind die Papageientaucher. Sie sind kaum zu erkennen: eben waren sie noch da und dann sind sie im Nu verschwunden.  Sie zu filmen ist nicht möglich, sie sind weit entfernt, aber mit dem Fernglas erkennt man sie. Sehr hübsche und flinke Wasservögel. Auf  den Felsenklippen, die wir in der Ferne sehen, sind sie zu tausenden am nisten, erklärt uns einer der Crewmitglieder. Leider sind wir zu weit weg von der Küste und können diese Vogelkolonie nicht sehen. Beim Recherchieren fand ich gute Tipps, wo man diese Vögel aus der Nähe betrachten kann. Ich muss mit Torsten darüber sprechen, ob wir nicht auch eine Papageientauchersafari mitmachen können.

Bild vom Nordlandblog: mehr Info über diese Hübsche Vögelchen ist beim Nordlandblog  im Beitrag „Papageientaucher in Norwegen: Orte und Tipps für deine Beobachtungen.


Nach der Entdeckung von Papageientaucher und unzähligen Möwen passiert dann nichts mehr, wir fahren und fahren. Ich bin ein wenig skeptisch, ob wir überhaupt heute was zu sehen bekommen. Aber „Walsafari“ verspricht 100 Prozent Garantie auf Walsichtung, sonst gibt es das Geld zurück. Ich finde mich damit ab, setze mich auf die Bank und genieße die Aussicht der langgezogener Küste. Im blauen Himmel sind verschiedene Wolkenformen zu sehen. Ich entdecke eine Wolke, die aussieht wie ein Delphin. Ich mache ein Foto davon für mich als Trostpflaster - vielleicht ist das alles, was du heute zu sehen bekommst? 

Wer entdeckt als erster und vor allem wen?

Mein „Trostpflaster“


Wir sind ungefähr 20 km entfernt von der Küste und sehen zwei Gummiboote und einen Kutter. Na ja, denke ich mir - sie haben auch noch nichts gesehen.  Und dann ruft Jade (die Reiseleiterin und Meeresbiologin): „Schaut nach rechts rüber!“ Bis ich ihn entdecke, dann sehe ich nur noch die „berühmte Walschwanzflosse“. Noch weiß ich nicht,  dass es sich dabei um eine Abschiedsgeste von ihm handelt. Wenn der Pottwal seine Schwanzflosse gen Himmel richtet, dann taucht er in die Tiefsee ab und wird nicht mehr so schnell zurückkommen. So schnell bekommst du ihn nicht mehr zu sehen. Aber allein deswegen bin ich glücklich und denke, dass wir jetzt zurück fahren werden, denn wir haben den Wal gesehen. Von wegen…

Unser erster Pottwal beim Tauchgang…ist er nicht elegant?   


Ich bin sehr gerührt und freue mich. Dann sagt man uns, dass auf der linker Seite ein Pottwal zu sehen ist. Weitere Bilder entstehen.

Dieser Pottwal brauchte Auszeit und blieb länger auf der Wasseroberfläche, wir konnten viele Fotos von ihm machen. Danke, was für ein Model!


Die sog Fontäne, die wir vom Pottwal zu sehen bekommen, heißt: der Blas.

Der Blas (altertümlich: Spaut[1][2]) ist die nach dem Tauchvorgang ausgeatmete Atemluft von Walen. Die Luft wird mit hohem Druck ausgestoßen und ist mit Feuchtigkeit gesättigt.“

(Auszug aus Wikipedia). 

So sieht der Pottwal aus


Gestern noch habe ich gedacht, dass ich Orkas nicht unbedingt sehen möchte, insbesondere bei ihren Beutezügen. In meinem Kopf sitzen feste Bilder,  wie sie eine junge Seerobbe packen und in die Luft werfen. Solche Bilder sind im Gedächtnis eingebrannt und wollen nicht mehr weg.

 

Und was passiert heute: Orkas sehen wir heute gar nicht, sondern nur „gemütliche“ Pottwale.  Sie haben aber auch Zähne und jagen sowie fressen verschiedenste Meeresbewohner der Tiefsee, dies können wir aber nicht sehen. Wenn sie an die Oberfläche kommen, dann nur zur Erholung und um  Sauerstoff in den Körper zu pumpen, bevor sie wieder senkrecht in die Tiefe abtauchen. 

Tolle Aufnahmen von Audun Rikardsen und uns unbekannten Fotografen aus dem Walmuseum. Über den Fotografen Audun Rikardsen erfährt man mehr auf der Internetseite

https://snl.no/Audun_Rikardsen


Im Walmuseum in Andanes finden wir tolle Aufnahmen von Audun Rikardsen. Er ist ein preisgekrönter norwegischer Naturfotograf, der gleichzeitig Biologe und Professor für Arktis- und Meeresbiologie an der UiT, der Arktischen Universität Norwegens in Tromsø, ist. Er stammt ursprünglich aus Steigen in Nordland. 

Audun Rikardsen


Dieses Foto wurde 2016 bei drei großen internationalen Wettbewerben ausgezeichnet; Wildlife-Fotograf des Jahres, Europäischer Naturfotograf des Jahres und Sienna International Photography Award, bei dem es sich bei Letzterem um das Hauptgewinnerbild des Wettbewerbs handelte.


Rikardsen ist für seine einfallsreichen fotografischen Methoden bekannt: Auf diesem Bild eines Adlers ist die Kamera in einer Fischerboje getarnt. (Übersetzt aus dem Norwegischen snl.no)

 

Was für Aufnahmen! Ich hätte gerne seine Ausstellung besucht, es ist bestimmt beeindruckend, so wie in der Natur selbst. Tiere so nahe zu sehen. Fantastisch!

 

An diesem Tag sehen wir nicht einen, nicht zwei, sondern fünf Pottwale! Das ist ein Rekord, denn laut der Safaribegleiterin und Biologin Jade aus Holland sieht man gewöhnlich nicht so viele Pottwale, höchstens nur zwei. Wir können sie nicht nur sehen, sondern auch hören und natürlich - Aufnahmen machen, leider nur mit Handy. Und unsere Fotos sind nichts im Vergleich mit Aufnahmen von Audun Rikardsen. 

Die wunderschöne Bilder von Eisbergen, Meerestieren, Seevögel und Menschen und noch viel mehr kann man auf seiner Internetseite von Rikardsen audunrikardsen.com anschauen. Atemberaubende Aufnahmen! 

Audun Rikardsen im Feld mit einem Walross, dem er so oft begegnete, dass er es Kompis nannte.
Von Tine Marie Hagelin. (snl.com)

 

Einmal seitlich gesehen:  der Pottwal bereitet sich auf seinen Tauchgang vor, indem er ein letztes Mal seine Lunge von Luft befreit, sozusagen ausatmet, dann zeigt er seine typische Haltung für diesen Vorgang  -  er krümmt seinen Rücken. Dann folgt das spektakuläre Spiel:   Er taucht senkrecht, wie Blei und ohne Luft in seiner Lunge,  in die Tiefe der See. Den Sauerstoff hat er bereits bei der Erholungsphase in seiner Blutbahn und in dem ganzen Körper sowie in den Muskeln gespeichert. Es reicht ihm für eine gute Stunde und sogar länger. 

Was für ein „Pfundskerl“!


Beim fünften Pottwal hat der Kapitän vom Kutter die beste Position gefunden, sodass wir das prachtvolle Geschöpf von seiner besten Seite fotografieren konnten. Unglaublich schön ist „ der Pfundskerl“! Seine Länge war etwa 16 Meter. Viel Erfolg bei der Nahrungssuche und Entschuldigung für die Ruhestörung!


Wir kehren zurück nach Andenes - mit Speed. Kriegen heise Suppe und Brot, sowie Kaffee und Kekse dazu. Alle sind glücklich und zufrieden. Was für ein Tag! Der angekündigte Regen ist ausgeblieben, die See war ruhig, die Orkas haben wir nicht gesehen, dafür die Pottwale! Wem haben wir für das Ganze zu verdanken? Natürlich unserem Schöpfer! 

„Und Gott erschuf die großen Meerestiere und alle Lebewesen, die sich im Wasser bewegen und von denen es dort wimmelt, nach ihren Arten und jedes Tier, das Flügel hat und fliegen kann, nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Darauf segnete Gott sie und sagte: „Seid fruchtbar, vermehrt euch und füllt das Wasser des Meeres. Auch die fliegenden Tiere sollen sich auf der Erde vermehren.“ Es wurde Abend und es wurde Morgen: der fünfte Tag.“

1. Mose 1: 21-23

 

Noch ein Bild von Audun Rikardsen 

„Du, unser Gott Jehova, verdienst den Ruhm, die Ehre und die Macht, weil du alles erschaffen hast und weil durch deinen Willen alles ins Dasein kam und erschaffen wurde.“

Offenbarung 4:11

 

Wir warten dann noch 2 Stunden auf die Fähre für die Überfahrt nach Senja. In der Hochsaison warten hier einige bis zu zwei Tage. Genau so lange dauert die Autofahrt über das Land. Wir haben Glück die Überfahrt selbst dauert knapp zwei Stunden und nach ein paar Minuten Fahrt stehen wir auf dem sehr gut bewerteten Campingplatz „Senja by Heart“. Die Inhaberin ist sehr clever, eine tüchtige Geschäftsfrau. Sie bietet meinem Mann den Besuch in ihrem Restaurant an. Die Küche schließt um 20.00 Uhr, es ist schon kurz nach 19.00 Uhr. Wir beeilen uns und bekommen das Tagesmenü: Heilbutt mit Gemüse und noch mit einer Flasche Weißwein aus Südafrika rundet sich das ganze gut ab. Das war ein sehr schöner Tag, ein Tag, den man als glückselig bezeichnen kann. Später bedankt sich jeder von uns für all das Gute beim Gott im Gebet! Die Dankbarkeit überfüllt unsere beiden Herzen. Wir sind beide überwältigt von dem, was wir heute erlebt haben. So fühlten sich wahrscheinlich die 12 Jünger Jesu Christi, als sie die von ihm vollbrachten Wunder erlebt haben.  Ehrfurchtsvoll … Glücklich… Dankbar…

Besser als in Offenbarung 4:11 kann man unsere Gefühle nicht zum Ausdruck bringen. Spontan entscheiden wir uns noch ein Tag hier zu bleiben, denn wir haben eine gute Saune mit Dusche gesehen und wollen uns einen Saunagang gönnen. Der angekündigte Regen begann am späten Abend. Aber das stört uns nicht im Geringsten. Der Strom läuft durch den Anschlusskabel. Die Gasheizung läuft. Wir sind satt und zufrieden und sehr müde. 


Den 26.05.2025, Andenes,  Senja, Norwegen

 

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