
Schilka beim „Schlachtbuffet“
Heute morgen geht es nach Tromsø. Das ist eine große Stadt. Wir wollen ins Polarmuseum. Bevor wir abreisen, gehe ich mit Schilka noch einmal zum Strand. Heute sieht er ganz anders aus als gestern Abend. Es herrscht Ebbe, der Strand hat sich um das 3-fache vergrößert. Ich kann auf den Felsbrocken spazieren gehen und nach neuen interessanten Muscheln Ausschau halten. Ob ich heute wieder was schönes finde? Gestern ist mir das passiert und ich habe gleich nachts das Gedicht „Die Muschel“ geschrieben.
Und es passiert, ich finde eine Muschel, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Die Freude ist groß. Mein Gedicht passt auch für den heutigen Tag.

Die Muschel
Die Muschel auf den Steinen
Liegt einsam und ist leer.
Vor kurzem war sie voller Leben
Jetzt lebt sie ausgehöhlt nicht mehr.
Da war Flut und Ebbe
Sie lebte unbeschwert.
Danach kam wieder Ebbe
Sie liegt jetzt auf der Werft.
Die Möwe fand sie dort
Und nahm ihr Leben weg.
Und ließ alleine liegen -
Es blieb nur ein Skelett.
Später kam ein Mädchen
Und nahm sie in die Hand.
Sie freute sich darüber,
dass sie die Muschel fand.
Jetzt ist sie nicht mehr einsam,
Sie lebt in einem Haus,
Bringt kleinem Mädchen Freude
Tagein und auch Tagaus.
Den 28.05.2025 Sommarøya, Norwegen
Ich mach auch Bilder von Steinen, denn sie sind in Norwegen einfach fantastisch. Man kann nicht genug davon sehen und sich darüber wundern. Wenn man in Norwegen geboren ist, dann muss man entweder ein Geologe oder ein Biologe werden. Früher habe ich schon die Berufe des Photographen oder des Malers erwähnt. Natürlich darf auch der Beruf des Fischers nicht vergessen werden. Der Tunnelbauer ist hier natürlich auch wichtig. Okay, die Aufzählung kann dauern, trotzdem Steine sind hier sehr faszinierend. Vielleicht besuchen wir auf dem Rückweg zum 2. Mal das „Steinmuseum“, das wir schon einmal besucht haben?
Es sind Steine, die nur von einem Felsmassiv in Sommarøy sind
Wir fahren Richtung Tromsø, parken auf einem nahegelegenen Parkplatz und gehen alle zusammen spazieren. Wir machen Fotos von der Stadt. Mit dem Hund darf man natürlich nicht ins Museum, das wussten wir eigentlich. Aber wir waren nicht sicher, ob das Polarmuseum heute überhaupt offen hat. Denn es ist heute ein gesetzlicher Feiertag in Norwegen: Christi Himmelfahrt. Die Geschäfte sind zu oder haben verkürzte Öffnungszeiten. Zu unserer Überraschung ist das Polarmuseum jeden Tag und auch heute bis 17 Uhr geöffnet. Schilka muss zurück ins Wohnmobil und wir gehen rein.


Das Polarmuseum in Tromsø

Um das Polarmuseum rum stehen verschiedene Harpunen für den Walfang. Ich bin nicht begeistert davon, gerade habe ich diese wunderschöne Meerestiere gesehen. Die Vorstellung, dass sie gejagt und getötet werden, gefällt mir überhaupt nicht.
Aber im Museum sehe ich noch grauenvollere Bilder und Fotos, wie man früher Tiere und Vögel gejagt hat, mit welchen Methoden. Mir geht es dabei nicht so gut. Bis wir alle durch alle Räume (7) durch sind, wird mir flau im Magen. Ich will nicht alle Bilder zeigen oder viel davon erzählen. Wer sich für die Polarforschung oder für die Geschichten der Expeditionen von Roald Amudsen, Fridtjof Nansen, Hjalmar Johansen, Adolf Hoel, Wilhelm Barentz und noch anderen interessiert, ist hier richtig. Es sind viele Funde und Exponate von diesen ruhmreichen Expeditionen vorhanden und es gibt sehr viel Lesestoff dazu, es sind dort Tagebücher von der Polarforscher ausgestellt (würde sie gerne lesen) und viele nachgebaute Szenen aus ihrem Leben, wie sie lebten und was sie entdeckten haben usw..
Leider gibt es die Information dazu nur in norwegischer und englischer Sprachen. Ich habe ein Heft in deutscher Sprache mit der Beschreibung jedes Exponats in die Hand gedrückt bekommen. Dieses bestand aus 25 Seiten. Schon alles durchzulesen würde einen ganzen Tag dauern. Ich mache mir Fotos bei fast jedem Stand und auch von allen Seiten des Hefts. Ich werde es später in Ruhe durchgehen. Manches übersetzte ich mit Google. Irgendwie komme ich damit schon klar, aber es dauert halt viel zu lang. Ich nehme mir daher vor es als mein Forschungsprojekt oder Hausaufgabe zu betrachten. Ich habe vom Walmuseum noch einiges durchzuarbeiten. Die Zeit ist zu kurz, um alles zu sortieren, zu lesen und passende Bilder hinzu zu fügen. Viel Arbeit steht mir noch bevor.
Ich stelle ein paar Bilder aus dem Polarmuseum ein, die eine gewisse Atmosphäre des Museums widerzuspiegeln.
Schon im Museum wird mir schlecht von all den Waffen, Fallen und anderen grausamen Instrumenten, die nur dafür da waren, um Tiere zu töten. Auch wenn mir bewusst ist, dass das zum Überleben notwendig war, will ich diese Bilder nicht sehen. Ich kann das alles nur schwer ertragen und will raus. Der Tag ist für mich wieder gelaufen. Ich werde wieder todmüde von der Stadt, von den vielen Informationen, den Menschen und Autos usw. Torsten will auch nichts als weg aus der Stadt. Wir sind keine Stadtmenschen.
Es ist ein Feiertag. Aber die Stadt lebt. Es ist beides vorhanden: alte historischen Gebäude und moderne Architektur. Wir waren nur im Hafenbereich, wo noch viele historische Objekte zu sehen sind. Die Brücke ist sehr schön, dem Architekt Erling (Bru)- Kjeldsen ( Bru=Brücke, wurde ihm als Beinamen gegeben) wurde ein Denkmal dafür im Hafenpark errichtet. Außerdem ist dort ein historischer Schutzwall mit Kanonen zu sehen.
Moderne Stadt Tronsø…
… mit uraltem Flair
Als Torsten unseren Hund zurück zum Wohnmobil bringen muss, bleibe ich und gehe ein wenig umher. Ich entdeckte hinter dem Polarmuseum sehr schöne Sprühmalereien auf dem Gebäude hinter dem Museum.
Noch wusste ich nicht, dass der Spruch auf der Wand zu unserem heutigen Tag sehr gut passen wird.
Wir starten weiter. Ich bin so kaputt, dass ich nur noch liegen kann, mache es mir „ gemütlich“, so gemütlich wie es halt gehen kann, auf der Eckbank am Tisch. Ich sehe durch das Türfenster schöne Landschaften an uns vorbei rauschen und aus dem Seitenfenster neben der Eckbank die weißen Spitzen von Bergen. Es ist wunderschön, aber ich kann nicht mehr und starte den Versuch, einzuschlafen. Ich merke, dass Torsten das Auto stoppt, ja, wir fahren mit der Fähre weiter, dauert nicht lange. Wir bleiben im Auto, ich nicke ein. Wir kommen bei Svensby wieder an Land und fahren weiter bis es auf einmal immer lauter wird. Was ist denn da los!? NICHT SCHON WIEDER!!!
Und nun, ja der Auspuff ist hin. Heute ist Feiertag, keiner arbeitet. Aber auch wenn kein Feiertag wäre, es ist bereits 18 Uhr, da arbeitet keiner mehr, außer die im Lebensmittelladen. Torsten geht zum nächsten Haus und fragt nach einer Werkstatt. Wir werden nach Lyngseidet geschickt. Die Werkstatt ist natürlich geschlossen. In der Tankstelle kauft Torsten irgendwas zum improvisieren, bastelt rum. Nun, was machen wir jetzt?
Ich schlage vor, hier neben der Werkstatt zu bleiben, noch mehr Pech können wir nicht brauchen. Wir bleiben also auf dem Parkplatz des Supermarktes Extra stehen. Der öffnet am nächsten Morgen sehr früh, das heißt wir müssen morgen zeitig aufstehen. Die Werkstatt öffnet um 8 - ob sie uns hilft?
Wir essen dann noch Softeis von der Tanke, es beruhigt die Nerven. Eine Möwe passt auf uns auf: es ist ja etwas Essbares bei uns in der Hand. Die andere kreist über unseren Köpfen. Ich verfolge sie mit meinen Augen. Inzwischen habe ich erfahren, dass die Möwen es nicht mögen, wenn man sie beobachtet und gleich sucht sie die Ferne. Das stimmt daher wohl so halbwegs. Die fliegende ist also weggeflogen, die am Boden bleibt aber da. Schilka schaut uns auch mit gierigem Blick an. Sie weis, wie ein Eis schmeckt und ihr Hundeblick zeigt, wie gern sie auch ein Eis hätte. Torsten lässt ihr was übrig und es gibt in diesem Augenblick keinen glücklicheren Hund als sie.
Wir essen Abendbrot und Torsten beschwert sich über die Werkstatt in der Schweiz. Er wollte, dass alles gecheckt wird, weil wir lange unterwegs sein werden. Der Meister meinte, die Reifen sind okay und nach dem Auspuff wurde erst gar nicht geschaut, obwohl Torsten den Rost schon gesehen hatte. Da kommt mir der Spruch an der Wand in Tromsø in Erinnerung. Es hat etwas gedauert bis ich ihn halbwegs übersetzt hatte.

SEIER VENTER DEN SOM HAR ALT I ORDEN - HER KALLER MAN DET. NIEDERLAGE ER EN ABSOLUTT FOR DEN, SOM HAR FORDØMT A TA DÉ NØTVENDIGE FORHOLDSREGLER I TIDE — UHELL KALLES DET.
Ich habe es so übersetzt: „DER SIEG WARTET AUF DIEJENIGEN, DIE ALLES IN ORDNUNG HABEN – SO NENNT MAN DAS HIER. DIE NIEDERLAGE IST DIE ABSOLUTE KONSEQUENZ FÜR DIEJENIGE, DIE VERSÄUMT HABEN, DIE NOTWENDIGEN VORSICHTSMASSNAHMEN ZUR RECHTEN ZEIT (vorzubereiten) — UNFALL HEISST ES DANN.“
Das passt zu unserer Situation. Man sollte alles in Ordnung haben, wenn man sich auf eine lange Reisen begibt. Zum Glück wollen wir nicht in die Arktis. Und wir hoffen natürlich auf die Hilfe aus der Werkstatt.

Der Ausblick ist schön😉
Heute heißt es, früher ins Bett gehen, aber es ist bereits 23.30 Uhr. Was passiert morgen? Müssen wir hierbleiben? Wie lange? Der Morgen ist klüger als der Abend, saget eine russische Volksweisheit. Und das stimmt.
Den 29.05.2025, Lyngen, Norwegen
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