
Dieses Bild hat für mich eine symbolische Bedeutung
Wir packen ein und ich gehe letzte Runde, bleibe am Teich lange stehen. Der Teich ist voller Leben, im Rasen um den Teich sind Tausende Grillen, sie krabbeln unter den Füßen, in der Luft sind die feine Libellen, sie sind so fein, dass man die kaum sieht, es sind nur schwirrende blauen Striche in der Luft. Ihre Bewegungen sind so abrupt, dass man es nicht schafft, sie aufzunehmen. Ich sehe eine große Libelle in Blau, die zuerst meine Aufmerksamkeit erregt hat, - ist das die Mutter? Oder ist es eine andere Art? Wie wenig wir wissen über die Insektenwelt, Kerbtieren! Dass es unter meinen Füßen die Grillen sind und nicht die Heuschrecken, erfahre ich erst als ich gegoogelt habe. Es gibt Unterschiede zwischen ihnen und nicht wenige.
Wir verlassen diesen Ort, den letzten Aufenthalt in Schweden, unseren letzten Ruheort. Die Eiche, die zur Hälfte schon Tod ist und aber zum Teil grünen Laubblätter trägt wirkt wie eine Mahnmal, ein Symbol. Ich denke an die Rückkehr mit der Angst, ich empfinde nichts, ich reflektiere unsere Reise und Orte, wo ich mich gut gefühlt habe. Im Auto stellt mir mein Mann dieselbe Frage. Anscheinend hat er die gleichen Gedanken wie ich. Wahrheitsgetreu antworte ich, dass ich mich sehr wohl gefühlt habe an zwei Orten und die beiden waren eng mit der Natur verbunden, wo ich und der Wald eine Einheit waren, wo ich mich völlig mit dem Wald identifiziert habe. Kein Mensch, kein Auto, kein Lärm - nur die Vogelstimmen, der Wind, die frische Luft.

Hätte ich Flügel…
Wie der König David beneide ich die Vögel: „Immer wieder sage ich: „Hätte ich doch nur Flügel wie eine Taube! Ich würde wegfliegen und in Sicherheit leben. Ja, weit weg würde ich fliehen. In der Wildnis würde ich übernachten“ ( Ps. 55:6,7).
Über zwei langen Brücken und einem Tunnel müssen wir von Dänemark nach Deutschland fahren. Wir „überbrücken“ es . Die Bilder, die wir zu sehen bekommen, lassen uns in die Realität zurück werfen. Industrie, Autos, überfüllte Strände, Staus. Mehr Realtät verkraftet man kaum. Ich spüre, wie meine Seele regelrecht sich verkrampft, zieht sich zurück. Ich kann nicht mehr sprechen, will nicht mehr sprechen, will nicht mehr rausgehen. Ich versinke in mein Lesestoff, lese fast alle Bücher auf einmal, die ich von Katthult mitgenommen habe. Das ist jetzt mein Zufluchtsort. Es blieben nur die Briefe von Astrid und Sara zu lesen. Der Tag ist gerettet, was dann…
Ich wollte später ein Tagebuch schreiben, jetzt ist der Wunsch nicht mehr da. Sinnlose Gespräche reflektieren möchte man nicht, eigene Gedanken aufzuschreiben - vielleicht, scheint mir aber genauso sinnlos zu sein. In dieser vom Egoismus gesteuerten Welt, interessiert sich jeder nur an sich selber, ich zähle mich auch dazu. Wir leben in einer Welt, die nicht mehr mein Heim sein kann. Die Sehnsüchte können nicht erfüllt werden. Alles liegt in der Zukunft, aber die Kraft reicht nicht, in der Gegenwart zu leben oder sie auszuhalten. Tatsächlich braucht man das Ausharren.
Es gibt ein Sprichwort: „Hoffen und Harren macht manchen zum Narren“. Die Bedeutung dieses Sprichwortes ist, wer immer bloß abwartet und selbst nichts unternimmt, hat nichts zu erwarten.
Wer möchte schon als ein Narr bezeichnet werden. Es gibt aber auch andere Bedeutung des Wortes Ausharren: an einem bestimmten Ort [trotz unangenehmer Umstände] bleiben, geduldig weiter, bis zum Ende warten.
Ich muss mich mit dieser Thematik auseinandersetzen.
Den 22.06.2025, Dagebüll, Deutschland
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