
WWW— weit weit weg auf Veiholmen
Ich habe heute aufgewacht mit dem Bedürfnis, hier noch eine Nacht zu bleiben, weil ich mich überhaupt nicht erholt habe. Auch Torsten ist sichtlich angeschlagen. Er wartet lange auf mich am Frühstückstisch. Da ich davon ausgehe, dass wir noch für einen Tag hier in Askevogen bleiben, beeile ich mich nicht bis er zu mir ruft, komme runter, da sind wieder Seeadler…
Ich beeile mich, diese Vogel haben wir abends beim Fischen zugeschaut, aber sie waren so schnell, dass man nicht geschafft hat, sie zu filmen oder Fotos zu machen. Es war in der Dämmerung und es war draussen kalt. Wir blieben im Wohnmobil und schauten einfach zu.
Der Vogel flog tief über dem Wasser, dann drehte sich, wahrscheinlich hat er etwas entdeckt, versuchte aus dem Wasser mit seinen gestreckten Beinen und gespreizten Krallen etwas aus dem Wasser zu holen. Vielleicht ist es ihm nicht gelungen beim ersten Mal, wir sehen ihn wieder auf seinen „Jagdgründen“. Diesmal hat ihm (Ihr?) wahrscheinlich geglückt, denn er ist hinter Riffen verschwunden und wir sehen ihn nicht mehr fischen. Wir verlassen diesen Ort. Das Ziel ist heute Insel Smøla und Veiholmen.

Unser Ziel - die Insel Smøla
Nach dem Frühstück will Torsten die Atlantikroute fahren. Ich erinnere mich sehr gut an sie, sie ist schön, erstreckt über viele Brücken und Inseln, tolle Aussichten beiderseits auf die Atlantikküste. Wir machen einen Rast an einem Ansichtspunkt, wo wir schon einmal waren. Damals war dort Geschäft mit volkstümlichen Handarbeiten, ein Restaurant und eine Touristenattraktion: man könnte mit einem nachgebautem Wikingerschiff segeln.
Als wir es damals erfahren haben, wollten wir unbedingt diese Segeltour machen, aber der Segelschiff legte bereits ab. Auf die Rückkehr zu warten dauerte es uns zu lange und wir fuhren weiter. Heute möchten wir auf jeden Fall es machen, aber… es ist noch kein Saison. Alles war geschlossen und das Wikingerschiff war nicht zu sehen, nur ein altes Boot schaukelte dort. Schade… dann fahren wir weiter, wie beim ersten Mal, ohne Erfolg.
Aussicht auf den Atlantik
Wir halten uns nicht in Kristiansund, sollte man nicht mit Kristiansand verwechseln, wo wir gelandet haben bei Überfahrt von Dänemark nach Norwegen. Dann weiter durch die Gegend von Aberøy. Sehr schöne Landschaft zum rasten und wandern, träumen, malen und und und… Ich würde gerne hier bleiben, aber Torsten mit seinem Knie kann nicht auf dem felsigen Untergrund und durch Steine wandern, deshalb sage ich ihm nicht von meinem Wunsch. Ich sehe einen Pfad, der rauf auf die Felsen führt, klettere darauf und kann bis zum felsigen Vorsprung vordringen. Ich sehe, dass es eventuell möglich ist runter zum Wasser zu klettern, aber der Verstand sagt: stopp, bis hierhin und nicht weiter. Torsten sieht mich nicht mehr und mit seinem Knie kann er mir nicht helfen, wenn was passiert. Ich kehre um und trete genau auf den Weg, den ich bereits gegangen bin. Sicher ist sicher…
Über Averøy auf der Infotafel lese ich, dass es um eine Küstengemeinde handelt: „Averøy liegt am Tor zum Atlanterhavsveien. Gebirge, Fjorde sowie eine Küste mit Holmen und Schären bieten viele Möglichkeiten für Aktivitäten und Erlebnissen.
Fischerei und Landwirtschaft hatten einst grosse Bedeutung für die Ansiedlung und für das Wirtschaftsleben der Gemeinde. In älteren Zeiten waren Landwirtschaft und Fischerel einzige Lebensgrundlage. Die natürliche Voraussetzung war die Lage am Meer. Und noch heute ist das Meer die Basis für Arbeit und Einkommen von vielen Menschen. Die reichen Fischbänke und zahlreiche tüchtige Fischer sind Ausgangspunkt für Fischankaufbetrieb und die Weiterverarbeitung der Fänge. Eine moderne Landwirtschaft ist Voraussetzung zum Bewahren einer lebendigen Kulturlandschaft. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche auf Averoy macht 11% aus. Im Landes-druchschnitt liegt sie bei nur 3%.
Die Industrie hielt ihren Einzug schon 1874, als die Deutsche Polargesellschaft hier ihre erste Eismeer- Fangstation errichtete. Das war die erste im Bezirk More og Romsdal. Auf der Station arbeiteten 70 Menschen. Heute hat Averoy ein vielseitiges und gesundes Wirtschaftsleben mit grossen prozessgesteuerten Industriebetrieben (Skretting, Biowood) und mit maritimen Betrieben, Serviceunternehmen, Tourismus und kulturbasierten Unternehmen.
Averoy hat ein reiches Wild- und Vogelleben. Es gibt viel Rot- und Rehwild in den Wäldern und auf dem Grasland. Aber auch Elche, Dachse. Füchse und kleines Raubwild trifft man an. Am Meer trifft man auf Wale, Seehunde, Delfine, den mächtigen Seeadler und Otter.“
Und das stimmt: wir sahen bereits Schweinswale, anscheinend keine Robbe, sondern einen Seehund, Seeadler. Tag später wird Torsten auch einen Seeotter treffen. Ich war nicht dabei.
Wir lassen uns mit der Fähre von Averøy nach Kristiansund übersetzen, dann kommt schon die nächste Fähre und wir lassen uns zum zweiten Mal für heute mit der Fähre auf die Insel Smøla übersetzen. Smøla ist eine wunderschöne Insel. Wir waren schon mal hier, aber ich erinnere mich nicht gut daran. Damals regnete es in Strömen und ich sah alles in grauen Streifen. Außerdem war ich schwer erkrankt, hatte Fieber und mir war alles egal.
Heute habe ich die Schönheit der Insel zum ersten Mal richtig entdeckt. Wie kann ich diese Schönheit beschreiben. Fotos können das auch nicht gut wiedergeben. Das ist die Ruhe, die weite Sicht, flaches Land mit unzähligen Seen und Tümpeln, an jedem kleinen See teilen ihre Plätze Möwen und Gänse.
Es sind auch Schafe und Kühe und Pferde auf den Wiesen, nicht viel, aber sie sind da und es sieht einfach idyllisch aus. Aus zweispuriger Strasse wird einspurige und entlang dieser Strasse, die von Insel zu Insel führt, stehen blaue Schilder mit der Buchstabe M. Das sind Buchten, wo man mit eigenen Fahrzeug stehen bleiben und die entgegenkommende Fahrzeuge durchlassen soll. Mal ist ein M auf unserer Seite, dann wieder auf der anderer.
Die Inselgruppen werden durch die einspurigen schmalen Brücken verbunden, die mit Betonwänden begrenzt sind. Diese Brücken sind nicht gerade, machen Schlingen von einem felsigen Bodenanker zum nächsten. Oft kann man den entgegenkommenden Verkehr nicht sofort erkennen. Torsten versucht vorausschauend zu fahren, aber es ist schier unmöglich, weil man es gar nicht geht. Das ist letztendlich einfach eine Glückssache. Gut, dass momentan noch wenige Touristen unterwegs sind.
Während der Fahrt haben wir schon mal an Fischfabriken vorbei gefahren, hier gibt es auch eine. Wahrscheinlich arbeiten die Inselbewohner in dieser Fabrik? Hier gibt es auch Einkaufs-möglichkeiten. Wir halten kurz da. Denn wir können uns nicht entscheiden, was wir heute zum Essen kochen sollen. Fleisch und Fisch sind tiefgefroren. Es dauert bis irgendwas auftaut. Vielleicht kaufen wir Hack und machen schnell Spaghetti Bolognese. Gute Idee- schnell und nicht kompliziert. Torsten geht rein in den Laden und kommt ohne Hack. Es gibt ihn nicht. Was? Er bringt ein paar rote Burger mit. Hmm… in der Nähe steht die Bude mit viel versprechender Reklame für Thai- Gerichte. Wollen wir mal testen?
Insel Smøla

Kein Grund zur Reue…
Ich bin dafür. Die Verkäuferin ist asiatischer Herkunft, das weckt Vertrauen, sie weiß, was sie tut. Das Gericht: asiatische Nudeln mit Hühnchen, Gemüse, Nüssen und Sesam oben drauf, Chili in der Ecke und grüner Salat dazu. Fantastico… Alles frisch zubereitet in 10 Minuten fertig. Torsten gibt mir Schalen in die Hand. Essen wir nicht hier? Nein, der Stellplatz ist nah, noch 5 Minuten. Diese 5 Minuten dauern wie eine halbe Stunde. Ich mag nicht kalt essen. Aber, als wir kommen und setzen uns am Tisch zum Essen, ist es immer noch heiß. Super… und lecker.

Die einspurige Strasse und Fischfabrik
Als wir die Insel durchquert haben, liefen Vorbei ein paar Norweger und Norwegerinnen, sie trainieren, das sieht man. Es sind keine Jogger, sondern mehr als das. An ihren schweißgebadeten Gesichter ist abzulesen, dass sie wahrscheinlich die ganze Insel abgelaufen sind. Sie können kaum laufen, so müde sehen sie aus.
Ein Motorradfahrer kam uns entgegen. Gut, dass Torsten ihn von Weitem sehen konnte und Halt gemacht. Dann fuhren wir an einem einsamen Fahrradfahrer vorbei. Hier kann man sehr gut Fahrrad fahren. Und letztendlich kommen wir zum Ort Veiholmen.
Nach der üppiger Mahlzeit will Torsten noch Tee trinken und ich bin so kaputt, dass nur noch ins Bett will. Kann aber nicht schlafen und liege einfach bis mir dann doch langweilig wird und ich klettere wieder runter. Es ist schon Abend, Zeit zum Abendtee auch für mich ist gekommen.
Torsten will noch heute Abend Wäsche waschen, weil er seine Hose mit Öl versaut hat. Hier gibt es eine Waschmaschine, wir sammeln wieder bunte Wäsche und Torsten nimmt sie und bringt in den Waschmaschinenraum, selbst ist der Mann. Heute ist klarer Himmel und, wie er sagt, man kann ganz gut die Berge sehen, von wo wir gekommen sind.
Ich gehe raus um diese Berge aufzunehmen. Sie sind aber sehr sehr weit. Trotzdem sind sie schön, weil die untergehende Sonne sie anstrahlt und die fangen zu leuchten. Die Sonne ist noch nicht weg, aber der Mond sieht man schon. Auf einer Seite leuchtet der Mond, auf anderer Seite die Sonne. Himmel und Wolken werden erst in Rosa und dann dogar in Lila gefärbt. Ich will den Sonnenuntergang sehen und ziehe meine warme Sachen an. Es wird sofort kälter draußen, wenn die Sonne sich zur Nachtruhe begibt. Ich sehe Möven und andere Gefieder, die dich auch zum Schlaf vorbereiten. Man will sie nicht stören. Schlafenszeit…
Wir beide sind jetzt richtig müde, die 3 Wochen Fahrerei mit kurzen Unterbrechungen schlauchen uns beide, aber den Fahrer am meisten . Wir wollen ein Tag Pause anlegen und morgen in Veiholmen bleiben, uns ordentlich ausruhen, sich ausgiebig ausschlafen. Am Montag wollen wir dann weiter Richtung Trondheim fahren.
Den 10. Mai 2025, Veiholmen, Norwegen
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