
Heute machen wir hier Stopp, morgen geht’s weiter
Heute nachts um 3 Uhr habe ich aufgewacht und wollte sehen, ob draußen endlich dunkel geworden ist. Es war dunkler eindeutig, aber nicht ganz. Was mich gewundert hat, dass um diese Zeit in mehreren Häusern Licht brannte. Beginnt jemand schon so früh die Arbeit oder müssen die Inselbewohner weit fahren? Blieb ein Rätsel für mich und ich ging wieder, meine Träume zu Ende zu träumen.

Heute um 3 Uhr nachts in Veiholmen
Je nördlicher wir kommen, um so länger werden die Tage. Das ist uns bewusst. Trotzdem wird man müde und will schlafen, deshalb machen wir alle Fenster zu, damit es dunkel und schlaffreundlicher wird. Ansonsten bin ich als unverbesserliche Nachtstickerin froh, so lange Tageslicht zu haben. So kann ich meine Stickprojekte in Ruhe abends verfolgen.
Nach dem Frühstück starteten wir den Weg zurück zur Fähre. Heute morgen war schon reger Verkehr auf der Straße, uns kam Bus entgegen mit Speed, sodass auf der einspurigen Straße ziemlich eng wurde. Aber mein Fahrer ist in die M-Buchte ausgewichen und es ging gut und wieder weiter. Wir konnten auf dem Rückweg andere Seite der Insel sehen. Die Insel Smøla gefällt mir. Aber je nach Wetter sieht sie entweder freundlich oder ein wenig grau aus. Heute war bewölkt und sie sah ein wenig trist aus. Die Landschaft ist hier flach, mit Heide und Blaubeeren bedeckt. Ich stelle mir vor, wie diese Insel im Herbst aussieht, wenn die Heide blüht. Ein wunderschönes Bild. Ich würde gerne im Herbst einmal diese Insel sehen.
Wir fahren wieder über unzählige Brücken, die eine Insel mit anderen verbindet. Wenn wir den höchsten Punkt einer Brücke erreichen, eröffnet sich eine wunderschöne Panorama, nur unter Geschwindigkeit schafft man nicht vernünftige Fotos davon zu knipsen. Gut, dass unsere Augen so gebaut sind, dass wir diese Bilder so schnell erfassen und verstehen können, wo wir sind, was wir sehen und dann noch bestimmte Emotionen hervorrufen. Man möchte Gott dafür preisen, wie der König David in seinem Psalm 139:14:
„Ich preise dich, weil ich auf Ehrfurcht einflößende Weise wunderbar gemacht bin. Deine Werke sind wunderbar, das weiß ich nur zu gut.“
Durch Vattholmen, Haugøja, Kuli und Endøja
Wir landen auf eine Straße der entlang der Fjorden führt, sie ist holprig und mit vielen Löcher, es wurde hier lange nichts mehr gemacht. Da kann nur noch besser werden. Wir befürchten, dass ab jetzt und die ganze Zeit werden nur noch solche Straßen geben, aber nein…. Die Straße wird besser und wir kommen zum Aussichtspunkt auf Fjord und bleiben kurz stehen um Aussicht zu genießen. Dort finden wir auch Informationen, wo wir sind u.a..

Aussichtspunkt bei Aure
Seit Eröffnung der Teilstrecke über den Imarsund ist die Küstenstraße zwischen Kristiansund und Trondheim die natürliche Wahl für Reisende, die eine abenteuerliche Fahrt erleben möchten. (Dem stimme ich voll zu - Abenteuerlich ist das richtige Wort für diese Fahrt.)
Auf dieser Fahrt werden Sie Landschaften erleben, die in ihrem Abwechslungsreichstum einzigartig in Norwegen sind. In der Gemeinde Aure liegen drei der höchsten Berge des Landes auf Inseln. Alle Gipfel sind im Laufe von zwei Stunden Wanderung in herrlicher Küstennatur erreichbar. Ein paar Stunden später können Sie vom Ufer aus den Fisch für Ihre nächste Mahlzeit fangen.
Entlang der Straße gibt es zahlreiche Spuren einer reichen Geschichte. (Die Spuren auf der Straße tatsächlich können zahlreiche Geschichten erzählen, nur die kann nicht sprechen😉). In dieser Region wurden die ersten Funde der ersten Besiedlung, der sog. Fosnakultur, getätigt. Nahe der Teilstrecke über den Imarsund kämpfte Harald "Schönhaar" Hårfagre eine seine größten Schlachten in seinem Bemühen, Norwegen zu einem Reich zu vereinen.
Auf Tustna begann Jappe Ippes im Jahre 1690 als erster mit der Herstellung von Klippfisch. Einige hundert Meter von dieser "Wiege des Klippfisches" entfernt befindet sich heute einer der letzten Klippfischproduzenten der Region Nordmore. In der jüngsten Vergangenheit hat der norwegische Staatskonzern Equinor mit seiner hochmodernen Methanolfabrik in Tjeldbergodden ein neues industrielles Abenteuer eingeleitet. Dies ist bis auf weiteres die einzige Anlage auf dem norwegischen Festland, in der Erdgas vom norwegischen Schelf veredelt wird…“
Von dem Harald Schönhaar" Hårfagre haben wir schon gehört in Haugesund, was ist aber bitte ein Klippfisch?
Suche im Internet nach Informationen und bekomme folgende Erklärung: “Klippfisch ist ein gesalzener und anschließend luftgetrockneter Seefisch. Dabei wird hauptsächlich Kabeljau, aber auch Schellfisch, Seelachs, Lengfisch oder Lumb verwendet. Der Stockfisch, der aus denselben Fischarten hergestellt wird, wird ausschließlich luftgetrocknet.»
Hört sich gut an. Wahrscheinlich aus Not ist eine Tugend geworden. Danke Jappe Ippes!
Vom Aussichtspunkt Aure aus
Genug Infos, wir starten weiter. Ich nicke ein, bin müde und kann nicht mehr wach bleiben, trotz schöner Natur: es wird schon wieder bergisch, viele Wälder und Seen, und Bergflüsse mal rechts und mal links der Straße entlang. Schöne Felsformationen, Steine, Felsbrocken, rund und spitz, mal in Grau, Rot, Braun, Rosa, gestreift und gepunktet.
Mir fallen die Augen zu. Torsten hält an und ich begebe mich zur Eckbank, dort kann ich mich irgendwie lang machen, unbequem, aber liegen. Wenn man sich im Wohnbereich befindet und auf der Bank liegt, dann spürt man den Belag der Straße, jede Abbiegung oder scharfes Anhalten. Man wird geschüttelt und gerührt wie ein Cocktail für einen James Bond-Film, der Unterschied besteht nur darin, dass er “geschüttelt, nicht gerührt” wollte.

Unser Stellplatz in kleinen Hafen bei Orkanger
Endlich die erlösende Frauenstimme einer künstlicher Intelligenz von Google Maps: “Sie haben ihr Ziel erreicht”. Bin sofort wach..
Im Grunde habe ich gar nicht geschlafen, nur wie man so sagt, “Augenpflege gemacht”. Ich sehe einen kleinen Hafen direkt vor uns, viele Boote, kleines Leuchttürmchen. Es markiert die Hafeneinfahrt für Sportboote.
Wir gehen mit Schilka Gassi. Es ist kühl, aber man kann es aushalten. Torsten ist die ganze Zeit in Sorge, denn wir können aus technischen Gründen unsere Parkzeit in Veiholmen nicht bezahlen. Unterwegs hat er endlich jemand zum Telefon gekriegt, aber auch die Frau am anderen Ende des Telefons weiß nichts und kennt nicht mal IBAN vom Betrieb, den sie vertritt. Sie tröstet ihn, dass es mit Mahnkosten nicht viel teuerer sein wird. Gerade das hätte sie meinem Mann nicht sagen dürfen …
Torsten versucht alles und irgendwie kriegt er es mit der schweizer Bankkarte alles geregelt und ist begeistert, wie schnell das ging mit der schon fast heimischen TKB, und war sich am Beschweren, wie kompliziert ist es mit KSK. Danke für den unkomplizierten Service!
Mein Mann ist wieder guter Laune und brät schon die gekauften Burger. Brötchen aufschneiden, Ketchup, Senf, Schablettenkäse - perfekt. Schnell werden wir satt. Morgen geht es nach Trondheim. Wir wollen die Stadt besichtigen… hoffentlich beim guten Wetter. Sonst wird aus diesen Plänen nichts.
Jetzt bleibt nur Tee zur Entspannung. Der Abend kann wieder eine erholsame Zeit sein. Ich habe schon hier den Reiher gesehen und es war eine sehr gute Position zum Filmen, plötzlich tauchte eine Joggerin auf und er war im Nu weg. Schade… vielleicht sehe ich ihn nochmal.

Aussicht direkt vor uns
So, ich habe es geschafft, mein Bericht so aktuell zu verfassen, wie es nur sein kann. Denn an dieser Stelle ist Internetempfang eine reine Glückssache. Um alles zu erledigen, musste Torsten einen Platz finden, wo die Verbindung noch existierte. Ständig ändert sich die Netzverbindung, von 4 G bis auf “keine Verbindung”. Schon allein deshalb in mein Reise-Tagebuch Notizen einzutragen ist ein starkes Stück. Dass Torsten es mit der Bank geschafft hat, das ist ein Wunder! Torsten will schlafen gehen, mir bleibt noch Zeit für meine Lieblingsbeschäftigung - Sticken. Ich mache für heute Schluss und beginne weiter an meiner Stickerei zu arbeiten. Sie hat mir schon gestern Freude bereitet, weil sie so bunt ist mit ihren 34 Farben. Das macht Spaß… auch Gedichte habe ich verfasst, nur in russischer Sprache. In deutsch fällt es mir nicht so leicht, aber ein paar Zeilen habe ich schon fertig. Bis das Bild fertig wird, werde ich schon schaffen ein paar weitere Zeilen dazu zu schreiben. Adieu… bis morgen!
Den 12.05.2025, Orkanger, Norwegen
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