Kapitel 40, den 5.06.2025, Sevettiyärvi-See, Finnland

Rentiere in Finnland


Gestern haben wir die Grenze zu Finnland überquert. Es goss in Strömen, der Grenzübergang war offen, die Straße schlecht wie vorher so auch nach der Überquerung der Grenze. Ich habe mich nicht getraut zu filmen, denn vor der Grenze waren überall Militärfahrzeuge und Soldaten, entweder zu Übungszwecken oder anderweitigen Angelegenheiten. Trotzdem die Fahrt war sehr schön. Ich fühlte mich wie in einem angelegten Steingarten. Manchmal hatte man das Gefühl, dass eine unsichtbare Hand alles so arrangiert hat. Sogar nackte Steine kann man kunstvoll legen. Und wenn sie noch so bunt sind, dann ist es einfach ein unvergesslicher Anblick. Ich mache daher für mich unzählige Fotos. Die Seele eines Künstlers wird erweckt und ich mache Fotos, um mich später davon Inspirieren zu lassen.

Wir fahren durch Vadsø, wo wir schon mal gestanden haben. Dort ist dieser Vadsøyas Kulturpark. Ich gehe nach meinen verlorenen Steinen suchen, während Torsten mit der Ver- und Entsorgung des Wohnmobils beschäftigt ist. Ich gehe den Weg, den wir schon einmal gegangen sind und finde, nicht meinen, sondern den von Torsten gefundenen Stein. Ich fotografiere ihn, er ist zwar schön, aber eben nicht mein Stein, denn meinen hat jemand mitgenommen. Schade, er war genau das, was ich wollte. Ich wollte darauf ein Wikingerboot malen, weil er vom seinem Aussehen und der Struktur so toll gepasst hätte. 

Der Weg bis nach Vadsø und der Stein von Torsten. Jetzt bereuen ich es ihn nicht mitgenommen zu haben, denn er würde mich an die bergische Landschaft nahe des Nordkap bei Sommermitternacht erinnern.


Die Suche nach dem Stein hat sich dann doch gelohnt. Unerwartet treffe ich zwei Rentiere im Park. Sie sind aber vorsichtig, vielleicht wegen dem Hund oder meiner viel zu auffälligen gelben Regenjacke, die ich anhabe. Sie schauen uns an und gehen dann einen anderen Weg.  Ich machen eine Runde und komme dann wieder auf sie zu. Aus der Entfernung mache ich ein paar Fotos. Dann kehren wir zurück, Torsten winkt mir, dass ich schneller kommen soll und erzählt, dass er die Prachteiderente sehen konnte. Er gibt mir das Fernglas, aber leider sind sie schon zu weit weg. Ein Hobbybeobachter mit Fernrohr bietet mir an, die Vögel anzuschauen. Zweimal muss man mich nicht fragen. Und dann sehe ich ihn, das ist bestimmt ein Männchen mit schönem blauen Gefieder auf dem Kopf. Schön ist er. Danke für diese Möglichkeit, noch mehr von der Natur zu sehen. 

Das Foto der Prachteiderente aus dem Internet, fotografieren konnte ich sie nicht. Sie sind sehr selten an diesem Ort zu beobachten.

Fantastisch posiert👍


Nachdem wir mit allem fertig sind, fahren wir nochmal zu Kiwi. Dort decken wir uns mit allem nötigen ein und, wie so oft, auch mit weniger nötigen. Es geht los nach Finnland. Da kommt man schneller voran. Viele, die zum Nordkap wollen, fahren über Schweden und Finnland hoch, und kehren über Norwegen zurück. Wir machen es anders, jetzt beginnt die Entspannung.


Bevor wir die Grenze erreichen, fahren wir durch  eine grandiose Gegend, die fast ausschließlich aus Felsen und Steinen besteht. Dann wechselt sie plötzlich und wird zur einen Ebene, und anschließend geht sie in einen Mischwald über. Die Vegetation ist hier viel weiter als in der weiter nördlichen Region obwohl nicht viele Kilometer dazwischen liegen. Schön ist das frische Grün der Birken.

 

Ich sage Torsten, wir fahren hier wie durch den Steingarten Norwegens. So schön ist der Wechsel von Steinen, Seen, Flüssen, Wasserläufen und dem Grün der aus dem Winterschlaf aufgewachten Bäumchen. Es sind auch die erste blühende Pflanzen zu sehen und  das Auge freut sich über diesen Wechsel. 

 


Die Straßen nach dem Grenzübergang werden besser, mal sind 80 km/h und mal 100 km/h erlaubt. Die Landschaft ändert sich, die Temperaturen steigen. Mir ist warm, ich muss mich umziehen. Torsten hält an. Ja, wir sind plötzlich wieder im Sommer. Schön ist, es wieder warm zu haben. Man muss sich nicht mehr nach einem „Zwiebelmuster“ anziehen. Wir brauchen auch nicht mehr heizen. Die norwegische Decke, die wir gekauft haben und die mich wie eine Heizdecke die ganze Zeit gewärmt hat, ist jetzt überflüssig geworden.

 

Und obwohl es regnet, ist es nicht kalt. Wir kommen an unseren ersten Stellplatz in Finnland am Sevettiyärvi-See. Als erstes ist mal das Internet weg. Das ist irgendwie auch entspannend. Ich kann endlich mal wieder sticken. Ich muss doch endlich fertig werden mit meiner „Maus“.

 

Es stehen auch Finnen neben uns. Ich sehe wie ein blonder Junge immer wider zur einer Hütte läuft. Was ist das für eine Hütte? Dann sehe ich Rauch aus dem Schornstein  aufsteigen und errate, dass es eine finnische Saune ist. Wie praktisch, direkt am See. Raus in das kühle Nass des Sees und wieder zurück!

 

So machen sie es dann tatsächlich - die ganze Familie. Zuerst der Papa mit seinen zwei Jungen und dann die Mama mit ihrer Töchtern. Sie laufen nur in Tüchern gehüllt an uns vorbei. Ich bin ein wenig neidisch. Bei diesem Wetter, es regnet noch immer, gibst es nicht schöneres als einen Saunagang. Die Jungs haben eine riesige Freude, dann machen wir die Fenster zu. Wir möchte sie nicht stören.

 

 



Torsten geht wie immer als erster zum Schlafen, ich sticke. Der Regen hört auf und obwohl es schon Mitternacht ist, kommt die Sonne raus. Sie leuchtet  orange  und der Himmel sowie auch der See erscheinen in Rosa. Ich wünschte mir ein Foto zu machen, aber es stehen Autos davor und ich kann mir daher nur ausmalen, wie schön es sein würde. Ich hoffe, noch solche Gelegenheit zu bekommen. Dann gehe ich auch ins Bett. 

Den 05.06.2025, Sevettiyärvi, Finnland 

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